Bericht im Teckbote: "Skaterplatz steht auf der Kippe"

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Der Bericht im Original bei teckbote.de

 

Skaterplatz steht auf der Kippe

20.01.2010
 
Soll der Jugendtreff in Holzmaden kommen, ist mehr Geld nötig als vorgesehen 

Das Projekt klingt fantastisch: In Holzmaden soll ein hochwertiger Skaterpark entstehen, der exakt auf die Bedürfnisse von Jugendlichen abgestimmt ist. Erfahrene Skater haben ihn geplant, Jugendliche engagieren sich dafür, vieles soll in ehrenamtlicher Arbeit erstellt werden, Firmen und Privatpersonen wollen spenden und helfen. Allerdings gibt es einen Haken: Es werden 20 000 Euro mehr von der Gemeinde benötigt als geplant

 

Bianca Lütz-Holoch

 

Holzmaden. Kommt sie oder kommt sie nicht? Wer die Entwicklung des Projekts Skateranlage in Holzmaden verfolgt oder gar bei den Planungen mitgearbeitet hat, wird sich nun gespannt oder auch bange diese Frage stellen. Eine Antwort darauf ist am 1. März zu erwarten. An diesem Tag berät der Gemeinderat den gerade eingebrachten Haushaltsplanentwurf und entscheidet wohl auch über eine Aufstockung der finanziellen Mittel für den Skaterpark auf dem Gelände der Sport- und Freizeitanlage Brühl von 30 000 auf 50 000 Euro. Keine leichte Sache, wie sich schon in der vergangenen Gemeinderatssitzung abzeichnete. Als Markus Ocker, Leiter der Offenen Jugendarbeit Holzmaden (OJA) und selbst Gemeinderat, im Ratsrund aktuelle Entwürfe und neue Zahlen vorstellte, machten die Bürgervertreter keinen Hehl daraus, dass sie hin- und hergerissen waren zwischen finanziellen Sparzwängen einerseits und der Anerkennung des immensen ehrenamtlichen Engagements für eine wünschenswerte Jugendeinrichtung andererseits.

 

Dieter Fischer (FWV) erkundigte sich bei Markus Ocker, ob es nicht möglich wäre, die Anlage in Etappen zu erstellen oder noch mehr Eigenleistung beim Bau der Geräte einzubringen. Aufgrund der Gestaltung und der Topografie des Platzes seien Etappen schwierig, entgegnete Markus Ocker. Damit die Anlage genutzt werden könne, sei auch eine Minimalanzahl an Geräten nötig. Schon jetzt werde sehr viel in Eigenarbeit geleistet, bei den Geräten habe sich der Preis dadurch von 26 000 auf 16 000 Euro verringert. Ohnehin sei beim ehrenamtlichen Engagement die Grenze des Zumutbaren längst erreicht.

Unglücklich über die Entwicklung zeigte sich auch Heike Schwarz von den Freien Wählern: „Ich bin für den Jugendtreff“, stellte sie klar. „Aber das Problem ist die Finanzlage.“ Sie erkundigte sich bei Markus Ocker, was passieren würde, wenn nur die bislang eingeplanten 30 000 Euro zur Verfügung gestellt würden – und bekam eine eindeutige Antwort: „Dann lassen wir es besser.“ Diese Einschätzung Ockers, dass das Motto „ganz oder gar nicht“ gilt und eine mittelmäßige, abgespeckte Anlage die schlechteste Lösung wäre, teilte auch Thomas Benz (HBL): „Wir laufen dann Gefahr, dass wir einen Platz haben, der ebenso brach liegt wie der in Weilheim.“ Der gut geplante Platz in Kirchheim dagegen wird Ocker zufolge auch sehr gut angenommen.

 

„Wir haben ja eigentlich keinen finanziellen Spielraum“, konstatierte auch Gert Hauschild (HBL). Angesichts des großen Engagements aus der Bürgerschaft für die Anlage stellte er jedoch die Frage, ob die 20 000 Euro nicht irgendwie eingebaut werden könnten. „Dann müssen wir andere Sachen streichen oder mehr aus der Rücklage entnehmen“, entgegnete Bürgermeister Jürgen Riehle, der keinen Spielraum für die Erhöhung sieht.

Mit Skizzen und Zahlen stellte Markus Ocker den aktuellen Stand des Projekts Skaterpark vor. Der Platz ist 17 mal 27 Meter groß, wird an einer Seite durch den Bolzplatz begrenzt und befindet sich in Nachbarschaft zur großen „Feuerstelle“. Vorgesehen sind verschiedene Ebenen mit einem gemauerten Podest. Es gibt Treppen und geländerähnliche „Ledges“ als Hindernisse. Außerdem sind vier große Geräte und kleinere „Rails“ geplant – so etwas wie waagrechte, flache Geländerstangen. Entworfen wurde die Anlage ehrenamtlich von einem Profi: Matthias Kohl ist selbst Skater und hat den beliebten Platz in Kirchheim ebenso geplant wie andere Skaterparks.

 

Zurzeit engagieren sich laut Markus Ocker acht bis zehn Erwachsene sehr intensiv für das Projekt, zudem arbeiten zehn bis 20 Jugendliche mit. In der OJA bauen Interessierte den Skaterpark als Fingerboard-Modell im Maßstab eins zu zehn nach. Zahlreiche Privatpersonen und Fachleute haben zugesagt, qualifizierte Arbeiten wie Vermessungen und Bodenuntersuchungen oder auch Hilfsarbeiten wie Saubermachen unentgeltlich zu übernehmen. Darüber hinaus ist geplant, einen Teil der Kosten über größere Spenden, zum Beispiel von Firmen, zu finanzieren. Markus Ocker rechnet mit 10 000 bis 13 000 Euro, die so zusammenkommen. „Trotzdem liegen wir noch über dem Betrag, der in den Haushalt eingestellt ist“, sagte Ocker und hielt ein Plädoyer für die Mehrausgaben von 20 000 Euro. „Das wäre eine Art antizyklische Investition“, sagte er. Er hält den Bau der Anlage für eine Möglichkeit, den Ort attraktiver für Familien zu machen und zu signalisieren, dass etwas getan werde für junge Leute und Kinder.

 

Der Bau der Skateranlage ist übrigens schon seit mehreren Jahren Thema in Holzmaden. Jugendliche und Eltern aus dem Ort hatten immer wieder den Wunsch nach einem Platz geäußert, an dem junge Leute skaten, Inliner und Fahrrad fahren oder sich einfach treffen können. Markus Ocker erklärte sich seitens der Offenen Jugendarbeit Holzmaden bereit, das Projekt zu begleiten und die Planung in die Hand zu nehmen. Vonseiten der Gemeinde gab es eine Umfrage im Ort, bei der sich eine Mehrheit für eine solche Anlage aussprach. Im Gemeinderat wurden verschiedene Standorte ebenso diskutiert wie das Thema Lärm, Alkohol und Drogen. Vor einem Jahr gab der Gemeinderat schließlich grünes Licht für die Planung eines Skaterparks auf dem Gelände der Sport- und Freizeitanlage Brühl.

 

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